Jahresberichte

Jahresbericht Swiss Surgical Teams 2021

Die Mitglieder der Swiss Surgical Teams sind der langfristigen, medizinischen Entwicklungshilfe verpflichtet. Die SST bestehen aus erfahrenen Ärztinnen und Ärzten verschiedener operativer Disziplinen, Anästhesistinnen und Anästhesisten, Operationspersonal und weiteren Spezialisten aus dem Spitalumfeld wie Medizintechniker und Informatiker. Sie leisten unentgeltliche Einsätze in öffentlichen Kliniken verschiedener Entwicklungsländer, zurzeit in Tansania, im Südpazifik und in Tadschikistan. Dort beurteilen sie Patienten, halten Sprechstunden ab und operieren zusammen mit den lokalen Kolleginnen und Kollegen. Sie vermitteln ihr Know-how praktisch und theoretisch an Ärzte und Pflegepersonal. Die Mitglieder der SST bringen bei ihren Einsätzen auch medizinisches Material wie chirurgische Instrumente, Verbrauchsmaterial und weitere medizinische Hilfsgüter in die Partnerspitäler mit. Sie versuchen dabei soweit als möglich die Verwendung von Einwegmaterial zu vermeiden, da in vielen Spitälern, in denen sie tätig sind, die Abfallentsorgung problematisch ist.

Die Leitung der SST misst der Bereitschaft ihrer Mitglieder zu mehrjähriger Mitarbeit grosses Gewicht bei. Sowohl Geschäftsleitung als auch Präsidium arbeiten unentgeltlich. Zudem bestehen bei den Mitgliedern beider Gremien keine Interessenbindungen bei anderen Organisationen oder NGO’s, ausser zur Stiftung Swiss Surgical Teams. Drei Mitglieder des Vereins sind gleichzeitig auch Mitglied dieses Stiftungsrates. Mit Unterstützung der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie bieten die SST zudem jungen Ärzten aus der Schweiz die Gelegenheit, medizinische und kulturelle Erfahrungen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu gewinnen.

Die 1998 gegründeten „Swiss Surgical Teams“ (SST) waren ursprünglich eine Gruppe von Chirurgen und Anästhesisten, die sich initial ausschliesslich in der Mongolei engagierten. Mit ihren Einsätzen ist es ihnen dank dem langjährigen Engagement gelungen, das Niveau der medizinischen Versorgung in diesem riesigen Land nachhaltig zu verbessern. Mit den Jahren hat sich die Organisation fortlaufend vergrössert und erweitert, um möglichst breit das gesamte Spektrum der perioperativen Behandlung abzudecken. Unverändert bis heute steht aber der Know-how-Transfer für uns im Zentrum unserer Bemühungen.

Besuchen Sie unsere Homepage unter www.swiss-surgical-teams.org , wo auch die Jahresrechnung und der Revisionsbericht aufgeschaltet sind.

 

Das Jahr 2020 ist für die Swiss Surgical Teams wie für die ganze Welt ein trauriges Jahr. Durch die weltweit grassierende Covid 19-Epidemie waren wir in unseren Aktivitäten im Ausland blockiert.

Umso mehr waren wir in der Schweiz selber beschäftigt. Die Reorganisation im Verein ist abgeschlossen und hat sich bisher sehr bewährt. Im Präsidium sitzen nun Dr. med. André Rotzer als Präsident, Dr. med. Georg Liesch als Vizepräsident und Verantwortlicher des Ressorts Medizinisches Qualitätsmanagement, Frau Karin Schaer mit dem Ressort Rechnungswesen, Frau lic. phil. Beatrice Augstburger mit dem Ressort Marketing und Homepage und Herr lic. iur. Thomas Perler mit dem Ressort Recht. In der Geschäftsleitung sitzen alle, die mit dem operativen Geschäft zu tun haben, insbesondere alle Projektleiter: Dr. med. Sebastian Mayer (Leitung), Frau Brigitte Fritschi (Leitung Stv), Dr. med. Jürg Bärtschi, Herr Urs Graber, Dr. med. Andrej Isaak, Dr. med. André Kind, Dr. med. Peter Sandera, Dr. med. Martin Walliser, PD Dr. med. Edward Wight und Dr. med. Toni Lukes.

Die ZEWO-Zertifizierung konnte im Dezember 2020 erreicht werden.


Im Juni 2021 konnten wir einen Lagerraum in Rothrist zu sehr entgegenkommenden Konditionen bei der Rivella AG mieten. Dieser Raum dient uns zur Selektion und Zwischenlagerung von Material, das dann zu unseren Einsatzgebieten Transportiert werden kann.

Aussichten 2022:

  • Alle Projekte sollen soweit möglich auch im 2022 weitergeführt
  • In Tadjikistan steht ein neuer Vertrag mit der Regierung 2022
  • In Tansania wird vorläufig nur das Projekt Frauenheilkunde und Geburtshilfe weitergeführt.
    Das chirurgische Projekt wurde sistiert.
  • Im Südpazifik wird das Projekt mit mehr SST-Teammitgliedern

Jahresbericht der Geschäftsleitung 2021 (Sebastian Mayer, Geschäftsführer)

Wir blicken auf ein bewegtes Jahr voller Unsicherheit und schwieriger Entscheidungen zurück. Sars-COV-2 hat die Welt weiterhin fest im Griff, Impfungen haben sich innerhalb des letzten Jahres zu einem entscheidenden Teil der Bekämpfung des Virus entwickelt. Trotzdem ist die Lage in den verschiedenen Regionen der Erde sehr unterschiedlich, verlässliche Informationen zum Infektionsgeschehen sind teils schwierig zu bekommen. Deshalb konnten wir auch 2021 in Tajikistan keine Einsätze durchführen.

Ganz im Sinne des digitalen Wandels wurden daher vor allem in den Bereichen pädiatrische und Gefässchirurgie erfolgreich Online-Teachings implementiert. Im Oktober war es zumindest einem Team möglich nach Tansania zu reisen und für Kontinuität im geburtshilflichen Projekt zu sorgen. Auch im Südpazifik war es nicht möglich Einsätze vor Ort durchzuführen, aber auch dort waren wir online präsent und konnten das dortige Personal digital unterstützen.

Darüber hinaus gab es in diesem Jahr einige personelle als auch organisatorische Neuerungen. Auf Mai trat Jörg Wydler aus dem Präsidium zurück, auf ihn folgte Georg Liesch als Vizepräsident. Ich übernahm den vakant gewordenen Posten als Geschäftsführer, Brigitte Fritschi meine Stellvertretung. Zudem wurde Anton Lukes als Vertreter der Neurochirurgie in die Geschäftsleitung gewählt.

Unter der Vermittlung von Ralph Schmid konnte eine neue Lagerhalle in Rothrist gemietet werden, was die zunehmend schwierige Situation im Spital Glarus initial deutlich entschärfte. Leider wurden uns kurz nach Vertragsunterzeichnung durch einen neuen Gebäudehauptmieter grössere Restriktionen auferlegt. Aktuell versuchen wir im Dialog mit Vermieter und Hauptmieter eine Lösung für diese Situation zu finden.

In der Herbstsitzung haben wir beschlossen, die Termine für den Frühlings- und Herbsteinsatz in Tajikistan zunächst beizubehalten und am 14.Februar 2022 endgültig über Durchführung oder Aufschub zu entscheiden.

Zu unserem grossen Bedauern werden uns sowohl die SGC (Schweizer Gesellschaft für Chirurgie) als auch die FMCH (Foederatio Medicorum Chirurgicorum Helvetica) aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr wie bis anhin durch eine jährliche Spende unterstützen, was zu relevanten Einbussen führt. Die SGC ist jedoch weiterhin bereit, die Teilnahme von Jungchirurgen an Projekten in Tajikistan zu finanzieren.

Mitten in der vierten Sars-COV-2-Welle bleibt die Sicherheit der Teams auf den jeweiligen Einsätzen die höchste Priorität. In diesem Sinne, bleibt gesund!

Projekte 2021:

Leider mussten wegen der Pandemie 2021 wieder alle Einsätze und Projekte abgesagt werden. Dies auch zum Schutz unserer Mitglieder. Dafür wurde intensiver Kontakt gepflegt, vor allem über Internetmedien.

Projekt Tajikistan (Jürg Bärtschi, Projektleiter Tajikistan)

Die Situation in Tajikistan ist sehr undurchsichtig. 2021 traten Todesfälle wegen Covid-19 in der Präsidentenfamilie auf. Wie viele Fälle und Hospitalisationen bestehen ist nicht zu eruieren, weil verschiedene Quellen auch verschiedene Zahlen liefern. Weitere Informationen sind leider im Moment nicht zu erhalten.

Ebenfalls ist die Situation an der Grenze zu Afghanistan bezüglich Taliban-Übergriffen undurchsichtig. Laut dem Governor in Godorno Badakshan sei die Lage aber ruhig.

Siehe auch den Bericht der Geschäftsleitung.

Projekt Tansania (André Kind, Projektleiter Tansania)

Das Kitete Spital in Tansania wird seit 2005 regelmässig von Mitgliedern der SSTs besucht, um dort v.a. Ausbildung von ÄrztInnen, Pflegenden, Hebammen und Medizintechnikern durchzuführen. Der Schwerpunkt liegt aktuell auf Gynäkologie und Geburtshilfe.

Aufgrund der Coronapandemie waren diese Besuche 2020 gar nicht möglich und 2021 nur im Oktober/November für einen kurzen Evaluationsbesuch und um ein Zeichen des Willens zu einer Fortführung der Kollaboration zu setzen.

Auch nach fast zweijährigem Unterbruch unserer Besuche waren wir herzlich willkommen und haben viele Mitarbeitende des Spitals angetroffen, die wir aus den vorherigen Besuchen kennen und fortgebildet haben.

Es zeigten sich einige erfreuliche Entwicklungen:

  • Wir haben jetzt einen tansanischen Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Spital, dessen Ausbildung mit Schweizer Geld Er ist zuverlässig und engagiert und würde sich über eine weitere Fortbildung insbesondere im operativen Bereich freuen. Eine zweite Ärztin findet sich aktuell in der Facharztausbildung in Mwanza und wird in zwei Jahren ans Kitete Spital zurückkehren. Auch dies wird von Schweizer Geld finanziert.
  • Das Hebammenteam ist jetzt stabil, nachdem jahrelang regelmässige Rotationen des Personals stattgefunden haben, die dazu geführt haben, dass wir immer wieder bei Null mit unseren Fortbildungen anfangen
  • Die auch von Schweizer Geldern mitfinanzierte Renovation des Gebärsaals und des Operationstraktes ist abgeschlossen und in vollem Im Alltag bewähren sich die Überlegungen, die auch wir uns vor den Umbauarbeiten gemacht hatten.
  • Insgesamt ist das Spital organisierter und

2022 planen wir wieder Einsätze natürlich abhängig von der epidemischen Lage.

Projekt Südpazifik (Martin Walliser, Projektleiter Südpazifik)

Aktuell sind die Bedingungen im Südpazifik schwierig. Durch eine weitgehende Abriegelung des Landes (und durch die fehlende Testung) traten in Papua Neuguinea im ersten Corona-Jahr kaum Fälle auf. In der offiziellen Statistik figurierten knapp 33‘000 Fälle und 436 Verstorbene auf ca. 9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner bis im März dieses Jahres. Seit April zeigt sich aber eine deutliche Zunahme der Covid-19-Erkrankungen.

Gemäss Berichten unserer Projektteilnehmenden zeigen sich aber schon in der Grundversorgung in praktisch allen Spitälern massive Probleme aufgrund von Materialknappheit und erkranktem Personal. Diverse Spitäler wurden vorübergehend sogar ganz geschlossen.

Auf den Salomonen, die ebenfalls weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet wurden, werden auf knapp 700‘ 000 Einwohner sogar nur 20 Covid-19-Infektionen und gar keine Todesfälle ausgewiesen. Ende Oktober 2021 waren erst 13% der Bevölkerung einmal und 4% zweimal geimpft. Hier hat sich aber gemäss unseren Projektteilnehmern Covid-19 kaum auf das Gesundheitswesen ausgewirkt.

Diese abgelegenen Inselstaaten sind durch eine Abschottung von der Aussenwelt mit rigorosen Einreisebeschränkungen und Quarantäneregelungen gemäss offiziellen Zahlen (Stand Oktober 2021) bis jetzt noch gut weggekommen. Leider widerspiegeln diese Zahlen aber nicht ganz die Realität.

Aktuell muss davon ausgegangen werden, dass die Abschottung aufrechterhalten und das Reisen aufgrund der steigenden Flugpreise und der immer noch reduzierten Flüge weiterhin erschwert sein werden.

Aus diesen Gründen haben wir beschlossen, den Einsatz, welcher im Oktober/November 2021 in Honiara geplant war, wieder nicht durchzuführen.